Spendenaufruf für Progetto20k

Hier ein Aufruf unserer Freund:innen von 20k aus Ventimiglia, die unsere und eure Unterstützung brauchen:

Dear all, we are Progetto20k, a political collective, horizontal and self-managed initiative which has been working since 2016 in the region of Ventimiglia against the system of racist, capitalist and patriarchal violence embodied by the borders. We work here daily against borders that are not only geographical, but also against borders that divide between those who enjoy systemic rights and privileges and those who are excluded from them. The deadly crimes we witness –committed in the name of homeland security– say a lot about the ideology of profit at any cost, concretized in violent and abusive security practices, gender-based violence, arbitrary detention and deportation — practices against which we fight with fiery zeal.

With a supporting network we started our project Info-Point Upupa in 2022. Info-Point Upupa is a space of support, solidarity, connection and mutual aid —a safe and welcoming point of contact with and for disadvantaged people. It is also a meeting point of integration between locals and people on the move.

We chose the name Upupa (a migratory bird) as it symbolizes the bearer of meanings of rebirth and peace in many cultures, thus it wonderfully embodies our efforts. Our safe space and Info-point Upupa was created with the aim of responding to the pressing needs of disadvantaged people passing through the territory of Ventimiglia who do not find adequate reception in institutional structures, and at the same time to create a meeting space between collectives, communities and individuals who share the geographies of the city. It is an independent space where one can find multilingual information about services in the area and about international protection in Italy and Europe, charge cell phones, participate in language courses, organize meetings and movements of political self-organization. A further goal of the project is to provide a space where the distance between the Ventimiglia residents and people on the move can be bridged with mutual understanding.

During 2023, the substantial increase in the number of people moving on the Mediterranean and Balkan routes led many more people to stop in Ventimiglia in the hope of being able to evade the military and racist apparatus of the French-Italian border. Moreover, since May 2023 the municipality of Ventimiglia has been governed by an extreme right-wing mayor who is notorious for his inhumane and racist policies.

During the summer, an informal encampment under a bridge near Via Tenda (the street where Upupa is) was violently cleared out, and the municipality hired a private security service to prevent people from using the toilets and fountain at Roverino cemetery, also on Via Tenda, for drinking or washing. Such measures are taken deliberately to worsen the already difficult situation of people on the move. For these reasons, Upupa has found itself responding to the needs of many of the people, providing space to organize politically, and provide basic necessities such as water, electricity, and groceries albeit in very modest quantities. That is why we need your support more than ever.

The space is entirely self-funded by Progetto20k, with the support and commitment of people who share our values. Upupa remains open thanks to the work of numerous activists and supporters who voluntarily dedicate their time to allow for our constant presence on the ground. To keep this project alive, we ask you to support Upupa with donations.

Your contribution will help us to:

• Keep the space open and cover costs of rent and utilities.

• Purchase some basic tools, which are needed to run the InfoPoint Upupa: Phone chargers, cell phones, stationery, coffee, sugar etc.

• Print multilingual information materials.

• Organize public events to raise awareness with respect to the border situation and promote advocacy activities within the InfoPoint space.

• Cover the legal costs of registration and legal action cases.

• Write, publish and promote advocacy reports.

Support BIPOCs who wish to be part of the project.

• Organize cultural and informational events to facilitate good co-existence between the citizens and people on the move.

To do this we need your active contribution. Get informed, take part, and do support us!

Donations can be sent to our bank account:

IRIS ASSOCIAZONE DI VOLONTARI

Iban IT48R0501811100000016716946

bic/Swift: ETICIT22XXX

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Vielen Dank!

Uns haben in den letzten Tagen erneut viele Geldpspenden erreicht!

Dafür wollen wir uns bedanken und freuen uns darüber, dass die aktuelle Lage in Ventimiglia viele Menschen erreicht hat.

Wir konnten mit den eingegangenen Geldern erneut Kleidung kaufen, die im Rahmen von medizinischer Behandlung ( z.B. Parasitenbefall) notwendig waren und es auch bleiben. Ebenfalls können wir den Medibus weiterhin mit Medikamenten und Verbandsmaterial ausstatten, der Generator läuft weiterhin täglich mehrer Stunden um unzählige Handys zu laden und vieles mehr, dass hier zu unserer täglichen Arbeit gehört.

Ebenfalls können wir Gruppen vor Ort die 365 Tage im Jahr in Ventimiglia selbstorganisiert im No Border Kontext aktiv sind,unterstützen.

Und da wir nun in die letzte Woche vor Ort gestartet sind, wissen wir, dass wir auch nach der Faht noch auf finanzielle Mittel zurück greifen können, um unsere Infrastruktur zur pflegen, zu reparieren und auszubauen, z.B. durch die Anschaffung weiterer Chraging Stationen, da diese nach 3 Jahren – wenn auch nur unter wochenweiser Nutzung mittlerweile auch schon sehr beansprucht wurden.

Wir freuen uns daher sehr über eure bisherige und weiterführende Unterstützung!

Solidarische Grüße

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Ventimiglia tagesaktuell – wir lernen den unangenehmen Bürgermeister kennen

Wer in den letzten Tagen aufmerksam die Nachrichten verfolgt hat, hat dabei vielleicht eh das eine oder andere Mal an uns denken müssen, wenn es um Lampedusa ging. Die sizilianische Insel auf der die meisten Boote, die den gefährlichen Trip übers Mittelmeer wagen, ankommen ist zu einem Symbol der europäischen Abschottungspolitik geworden und aktuell wieder in den Nachrichten: Mit zeitweise über 6500 People on the Move auf der 20 Quadratkilometer großen Insel ist ein neuer Höchststand an Neuankömmlingen erreicht – und diese mit 450 Auffangplätzen denkbar schlecht darauf vorbereitet. Was konservative Medien zur Schnappatmung und die liberalen in Mitleidsspiralen treibt, provoziert bei den einen wie den anderen Vergleiche mit dem sogenannten „Sommer der Migration“ 2015. Der Unterschied heute ist nur, dass die Festung Europa im Vergleich zu damals eine Vielzahl weiterer Burggräben und Mauern gegraben hat. Nicht genügend, wenn man den Stimmen der europäischen Politik glauben will, um einem herbei phantasierten „neuen Ansturm“ standzuhalten: Frankreich verkündet eine Ausweitung der Grenzkontrollen, Deutschland einen kurzzeitigen Ausstieg aus der Solidaritätsaufnahme in Italien gestrandeter People on the Move. Die Italien regierende Faschistin Giorgia Meloni fordert zeitgleich offen, die europäischen Marinen gegen die übers Meer kommende Zivilbevölkerung einzusetzen.

Von dem beschworenen „Ansturm“ ist hier in Ventimiglia bisher noch wenig zu spüren, auch wenn es gut vorstellbar ist, dass hier in den nächsten Tagen bis Wochen sehr viel mehr People on the Move sein werden. In den letzten Tagen war der Platz rund um die Brücke, an der Via Tenda, unter der viele Menschen schlafen sehr voll. Und an einem Tagen hörten wir bereits gegen Mittag, dass 155 Leute von der französischen Seite der Grenze gepushbackt worden wären, eine Zahl, die die 60-70 Leute, die sonst durchschnittlich jeden Tag von der Grenze zurückgepusht werden, weit übersteigt. Aber im Verlauf der Woche war die Situation deutlich geleerter und die Dinge nahmen ihren normalen Verlauf – eine Normalität die aber selbst schon ein hohes Level vorgibt. So kommen die meisten Tage über den Tag verteilt sicher 100 Menschen zu uns an den Bus. Strukturen die an der allabendlichen Essensausgabe beteiligt sind, erzählten uns, mit 200 bis 400 Mahlzeiten pro Abend an die Grenzen des ihnen machbaren zu gelangen.

Was sehr deutlich zu spüren ist, ist der naive bis brutale Umgang der europäischen Politik mit dem selbst erzeugten Schreckgespenst ungeregelter Migrationsbewegungen. So haben wir Mittwoch ( 13.9.23) Nachmittag Flavio di Muro, der Bürgermeister von Ventimiglia und Mitglied der faschistischen Lega Nord, kennen gelernt. Der Anzug tragende Schnösel, der bis letztes Jahr Parlamentsmitglied der Regierung um Faschist Salvini war, stand inmitten einer Traube besorgter Bürger*innen vor einer auf der Via Tenda gelegenen Kirche und sprach, ganz Volksnähe, zu den Ängsten der vor ihm Versammelten. Neben ekelhaften und realitätsfremden Klassensystem „guter“ und „schlechter“ Migrant*innen sowie einigen höchst amüsanten Kommentaren – er sei ja mehr no border als die Linken – verkündete er dabei vor allem eine Verschärfung der Kontrolle und Beschränkung der People on the Move, die durch den Ort passieren wollen. So kündigte er für den nächsten Tag eine Behörden übergreifende Razzia am Platz zusammen mit einer Räumung der Schlafplätze unter der Brücke an, darüber hinaus aber, dass er kommenden Montag einen Termin in Rom habe um zwei Sachen zu beantragen: Einmal ein nahe des Bahnhofs der Stadt gelegenes Auffanglager für „berechtigte“ Migrant*innen, dann ein in der Region gelegenes Haft- und Abschiebelager. Beides, natürlich, um den damit weg gesperrten und verwalteten People on the Move einen Gefallen zu tun, zeitgleich aber auch die Bürger*innen der Stadt zu beruhigen, so di Muro.

Die von ihm angekündigte Räumung, das können wir zwei Tage später sagen, ist bisher die übliche heiße Luft geblieben, mit der die Populist*innen ihre Politik machen. Was die Finanzierung und Errichtung der Lager angeht werden wir wohl in der nächsten Woche mehr wissen. Fest steht aber, dass di Muro’s Idee vollkommen mit dem Rest der europäischen Migrationspolitik im Einklang geht: Sich beharrlich der Einsicht zu verweigern, dass es Menschen sind, die auf Lampedusa ankommen, sondern diese wie ein logistisches und administratives Problem zu behandeln, mit bürokratisch-kaltem Rassismus statt irgendwelchen Formen von Solidarität oder Menschlichkeit zu begegnen. Nicht, dass es uns überraschen würde. Und so härtet, während wir weiter jeden Tag auf den Platz um die Via Tenda fahren, die Festung Europa um uns herum ein weiteres Stückchen aus.

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Erfahrungsberichte aus dem Medibus

Diagnose : Rassismus mit Verdacht auf europäischer Beteiligung

Diabetes gehört in vielen eropäischen Ländern zu sogenannten „Volkskrankheiten“ und hat ähnlich wie Bluthochdruck einen festen Stellenwert in den Vorsorgeuntersuchungen deutscher Hausärzt*innenpraxen. Neben DMPs (desaese managing programs = Krankheit verwaltende Programme), die deutsche Krankenkassen tragen, wenn die Diagnose Diabetes einmal gestellt wurde (jährliche Augenuntersuchung, alle 3 Monate Blutentnahme zur Zuckerspiegelkontrolle und damit einhergehende Neu-Beurteilung der Dosierung der Medikamente, …), werden Apps entwickelt und Sensoren die unter der Haut sitzend in Echtzeit den Zuckerspiegel an ein beliebiges Endgerät senden und sich melden, wenn dieser zu hoch oder zu niedrig wird. Der freie Markt bedient sich an der Diagnose Diabetes. Wie auch in den USA, wo mit den Preisen für Insulin Profit gemacht wird und sich einige Menschen ihr lebenswichtiges Medikament nicht länger leisten können, weil es als Profitmittel missbraucht wird.

People on the move haben nur eingeschränkten Zugang zu solchen medizinischen Versorgungen. Zwar werden sie in den italienischen Notaufnahmen behandelt, da alle per sé in Italien grundversichert sind, aber dabei handelt es sich meistens um nur kurz-gedachte Ansätze der Behandlung, die über die Entlassung hinaus am gleichen oder nächsten Tag nicht gehen. So wird die Diagnose Diabetes für people on the move zu einem lebensbedrohlichen Zustand. Die, die wir trafen hatten keine Möglichkeit ihren Zuckerspiegel zu messen. Wir treffen hier Menschen die seit Tagen kein Insulin mehr haben oder Diabetiker*innen die ihre notwendige Insulindosis scheinbar rationieren damit es länger reicht.

Eine Person, die in den Medibus kam, hatte seit Tagen keinen Zugang mehr zu Insulin. Blutzucker-Messung ergab Werte außerhalb der Messnorm des Gerätes.

*kleiner Exkurs : bei Diabetes mellitus (ugs. Zuckerkrankheit) haben Menschen je nach Typ (es gibt Typ1 und Typ2) aus zwei unterschiedlichen Gründen keinen regulierten Blutzuckerhaushalt mehr im Körper. Der Körper kann nicht von alleine dafür sorgen, dass eine bestimmte Menge an Zucker nicht über- und auch nicht unterschritten wird, der frei im Körper zirkuliert/umher schwirrt und sich langfristig an Blutgefäßen ablagert und Schäden an Organen oder Körperteilen wie den Augen oder den Füßen ( „Diabetischer Fuß“) mit sich führen kann. In akuten Situationen kann es auch zu Bewusstseinsverlust und Koma führen.

In der Gesundheitsversorgung geht es vor allem darum, Menschen mit Diabetes darüber aufzuklären, dass sie ihren Blutzucker regelmäßig messen. Denn über längere Zeit kann ein zu hoher Zuckerwert dem Körper schaden (z.B. setzen sich Zucker an die kleinsten Nervenendigungen was dazu führen kann, dass diese blockieren.

Viele Krankheitsbilder, denen wir täglich im Medibus begegnen, bestehen aufgrund mangelnder Versorgung und aufgrund der prekären Verhältnisse, in denen people on the move oftmals leben müssen. Krankheiten, die unter anderen hygienischen Bedingungen oder unter geregelter Versorgung nicht der Rede wert sein müssen, können mit dem Leben auf der Flucht und auf der Straße lebensgefährlich werden. Viele people on the move ziehen sich auf ihren langen und schwierigen Wegen Wunden zu, die nicht ausreichend heilen können. Oft fehlt die Möglichkeit, die Wunde sauber zu halten, oder es gibt keine Möglichkeit, eine verwundeten Fuß ausruhen zu lassen. So werden kleine Wunden oft zu schwerwiegenden Verletzungen, und Heilungsprozesse können sind ins Endlose ziehen. Hier würden bereits einfachste Maßnahmen, wie eine regelmäßige Duschmöglichkeit oder der Zugang zu Verbandsmaterial Abhilfe leisten. Auch sogenannte „Volkskrankheiten“, wie zum Beispiel Diabetes, werden unter den widrigen Lebensumständen von people on the move häufig zu lebensbedrohlichen Erkrankungen. Es gibt keine Möglichkeit, regelmäßig an die notwendigen Medikamente zu kommen oder sich mit ausreichend Zeit behandeln zu lassen. Krankenhäuser in Italien bieten zwar eine Notversorgung für people on the move an – doch diese ist nicht ausreichend, um chronische Krankheiten begleiten zu können.

In dieser Situation wird deutlich, dass eigentlich gut behandelbare Krankheiten selbst in Europa für viele Menschen schnelle gesundheitsschädigend, chronisch oder sogar lebensbedrohlich bis tödlich verlaufen. Freilich nicht für alle, sondern nur für die, die aufgrund von fehlendem Aufenthaltstitel, ungewünschtem Herkunftsland oder mangelnden finanziellen Ressourcen die scheinbare Gleichheit vor dem Menschenrecht ausgesetzt ist.

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Radiointerview mit Directsupport von Radio Corax

Direct Support ist eine Gruppe, die seit einigen Jahren in die Kleinstadt Ventimiglia, an der italienisch-französischen Grenze fährt, um dort people on the move und bestehenden Aktivitäten engagierter Gruppen vor Ort auf verschiedene Art und Weise zu unterstützen. Seit knapp einer Woche ist Direct Support nun vor Ort, in Ventimiglia aktiv. Um auf die erste Woche zurückzublicken, sprachen wir mit einer Person von Direct Support.
https://www.freie-radios.net/124058

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Wir sind wieder in Ventimiglia

Wir sind wieder in Ventimiglia

Ventimiglia/Italien. Seit dem 4.September sind wir als Direct Support mit dem MedicalBus (medicalbus.net) in Ventimiglia, einer Kleinstadt wenige Kilometer vor der französischen Grenze.

Bereits das dritte Jahr in Folge sind wir für einige Wochen an diesem Ort – der Grund dafür ist, dass seit vielen Jahren Menschen, die sich auf der Flucht befinden versuchen Ventimiglia und diese Grenzregion zu durchqueren, um in nördlichere und westlichere EU Länder oder nach Großbritannien zu gelangen.

Diese Vorhaben sind nach wie vor sehr schwierig und lebensgefährlich. Länder wie Frankreich und Deutschland versuchen mit allen Mitteln ihre Grenzen zu schützen und Ersuche nach Asyl werden an die Außengrenzen oder entsprechende Binnengrenzen ausgelagert und verdrängt.

So auch hier in Ventimiglia. Täglich kommen zwischen 200- 400 Menschen an, die auf der Flucht vor untragbaren Lebensverhältnissen in ihren Herkunftsländern letztlich gezwungen sind auf der Straße zu leben. Hunderte von ihnen werden täglich von den Grenzbehörden abgefangen, für acht Stunden in Haft genommen und dann wieder zurück nach Italien abgeschoben. Die Bedingungen, unter denen People on the Move hier ihren Alltag bestreiten, sind sehr prekär. Es gibt kaum sichere Zugänge zu Wasser, sanitären Anlagen oder einem geschütztem Rückzugsort.

Wir haben es uns für die kommenden Wochen bis Ende September zur Aufgabe gemacht mit den Möglichkeiten, die uns der MedicalBus als mobiler Behandlungsraum bietet, Menschen eine niedrigschwellige medizinische Erstversorgung in Form von Wundversorgung und einfachen Untersuchungen anzubieten. Nebenbei bieten wir charging Stationen für Handys oder Powerbanks an und schaffen Zugang zu freiem WLAN. Zusammen mit Trinkwasser, kleinen Snacks, Kaffee und Tee versuchen wir an einem schattigen Platz einen Ort für eine kurze Pause einzurichten.

In den ersten Tagen wurde die Charging Station und der MedicalBus bereits von vielen Menschen angenommen. Neben dem Kontakt zu People on the Move sind wir auch im Austausch und Kontakt mit selbstorganisierten Gruppen vor Ort, die täglich und seit vielen Jahre solidarische Arbeit leisten – mehr dazu in den nächsten Berichten hier auf unserem Blog.

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Interview bei Radio Corax zur Situation in Ventimiglia

Vor einigen Tagen wurde bei Radio Corax ein Interview mit Directsupport und No Name Kitchen ausgestrahlt.

https://www.freie-radios.net/123887

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Zur Situation in Italien und Ventimiglia

Auf die steigenden Migrationsbewegungen im Jahr 2023 nach Italien reagierte der Staat im Jahr 2023 mit verschiedenen repressiven Maßnahmen. Seenotrettungsorganisationen werden verstärkt in ihrer Arbeit eingeschränkt und ein „Migrationsnotstand“ ausgerufen, der potenziell zu einem notfallorientierten Migrationsmanagement statt zu langfristigen Perspektiven für people on the move in Italien und Europa führt. So sollen zum Beispiel mehr Aufnahmezentren gebaut werden, die jedoch für ihre schlechten Bedingungen und Menschenrechtsverletzungen berüchtigt sind. Weiterhin wurde im Mai 2023 der „besondere Schutzstatus“ für Geflüchtete in Italien massiv eingeschränkt, was Unterbringung und Arbeitserlaubnisse stark erschwert. People on the move können leichter interniert werden. Im Juli schloss die EU mit starker Unterstützung von Italien einen 105-Millionen-Euro-Deal ab. Tunesien soll die Seegrenzen besser schützen, irreguläre Migrations-Netzwerke bekämpfen und tunesische Geflüchtete zurücknehmen. Im Gegenzug wird Tunesien von der EU wirtschaftlich unterstützt und das Geld in die technische und personelle Aufrüstung der Grenze investiert.
Die starken Repressionen und die seit 2022 steigenden Migrationsbewegungen machen sich auch in Ventimiglia bemerkbar. So kommen derzeit 200 Menschen pro Tag dort an, darunter vor allem sudanesische und eritreische Geflüchtete. Circa 80 Menschen werden derzeit pro Tag von Frankreich nach Italien gepushbacked. So stecken viele von ihnen in Ventimiglia fest und sind gezwungen auf der Straße zu leben. Es gibt nur sehr wenige Möglichkeiten zum Unterkommen über Nacht und keine staatlichen Aufnahmeeinrichtungen. So halten sich people on the move (POM) oft am Friedhof oder vor dem Stadttheater auf, gerade nachts. Ventimiglia wird vom Bürgermeister Flavio Di Muro der rechten Lega Nord regiert. Dementsprechend ist auch die Einstellung der Bevölkerung. Es gibt wenig Solidarität und es wird gegen POM repressiv und brutal vorgegangen. Der Bürgermeister engagierte einen bewaffneten Sicherheitsdienst zur Überwachung der zentralen Plätze mit Ausgaben von 30000€ und es soll verstärkte Videoüberwachung geben. In öffentlichen Parks und der Innenstadt soll es verstärkte Polizeipräsenz und Kontrollen geben. POM sind zudem stetigen Angriffen von sogenannten Bürgerwehren ausgesetzt. In der nächstgrößeren Stadt Imperia soll es Videoüberwachung im Stadtgebiet und dauerhafte Polizeipräsenz in der Notaufnahme geben, falls POM diese vermehrt aufsuchen. Am 09.08. wurden überall in Italien Mitglieder einer Gruppe, die mutmaßlich Menschen bei der irregulären Migration vor allem nach Frankreich unterstützen, festgenommen, auch in Ventimiglia. Die steigende Polizeipräsenz, Überwachung und Repression lässt auch die Erschwerung von solidarischer Arbeit erwarten.

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Spendenaufruf für die nächste Fahrt im kommenden September nach Ventimiglia

Liebe Freund:innen, Genoss:innen, Bekannte, Interessierte, liebes Umfeld, wir wenden uns als directsupport-crew mit einer Spendenanfrage an euch!        

Im September fahren wir nach Ventimiglia, an die italienisch-französische Grenze. Von dort aus versuchen viele people on the move über die italienische Grenze zu gelangen, wobei sie von wenigen Tagen bis zu mehreren Monaten in der Stadt feststecken. Aktivistische Strukturen vor Ort stellen einen Großteil der Infrastruktur, wobei wir sie im September unterstützen und ergänzen werden.  Dafür benötigen wir Spendengelder für Struktur (Decken, Lebensmittel, Medikamente, Verbandsmaterial etc) und sonstige anfallende Kosten (Treibstoff, Mobilfunknutzung etc). Ebenso möchten wir Materialspenden wie: 

  • festes Schuhwerk
  • Rucksäcke
  • neue Unterhosen und Socken 
  • Hygieneprodukte neu (Seife,Einwegrasierer, Zahnbürsten & -pasta, Hautcreme)
  • Smartphones, Micro-USB, USB-C und IPhone Ladekabel, Powerbanks mitnehmen.        

 Zur aktuellen Lage:

Die  EU-Innenminister:innenkonferenz vom 8./9.6.2023 sieht vor, dass an der EU-Außengrenze ankommende Menschen direkt inhaftiert werden (in sogenannte Transitzonen) und innerhalb von 12 Wochen in einem Eilverfahren entschieden wird, ob für die Person ein Asylverfahren möglich ist. Wenn nicht, wird direkt abgeschoben- was für viele Menschen den sicheren Tod bedeutet, denn was ein „sicherer Drittstaat“ ist und die Ablehnungsgründe bestimmen die EU-Mitgliedsstaaten in Zukunft selber. Dies stellt eine weitere Verschärfung und Dehumanisierung des ohnehin schon ankommensfeindlichen Asylsystems dar, wie es unter dem Dublin-Regime der Fall war. Um das Risiko von Repressalien für die Gruppe zu  verringern haben wir uns dazu entschlossen, google-freie Smartphones zu verwenden. Da wir anderen Menschen nicht vorschreiben möchten, welche Telefone benutzt werden freuen wir uns aber über jede Smartphonespende!        

Listen der Smartphones, die für google-freie Betriebssysteme geeignet wären, findet ihr hier:   

https://wiki.lineageos.org/devices
https://doc.e.foundation/devices      

Spendet uns an
Rosa e.V.      
Iban: DE73 5003 1000 1090 1030 12
BIC : TRODDEF1XXX
Verwendungszweck: directsupport


Sammelstellen für Sachspenden:
Leipzig: Cafe Rosa, Merseburger Straße 103 (Westen)
Poliklinik, Taubestraße 2, 04347 Leipzig
Mo-Do 11-17 Uhr
Halle: Kontaktladen Medinetz Halle/Saale e.V.
Merseburger Strasse 120
immer mittwochs zwischen 16-19 Uhr
Neubrandenburg: im AZ

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Info zu den geplanten Verschärfungen in der EU-Asyl-und Migrationspolitik

Am 08./09. Juni 2023 fand eine EU-Innenminister:innenkonferenz statt, in deren Mittelpunkt die „Reform“ der Migrations- und Asylpolitik der EU stand. Im Ergebnis einigten sich die EU-Innenminister:innen auf eine noch repressivere Abschottung, die die Aushöhlung des Asylrechts vorantreibt. Folgender Text fasst die zentralen Regelungen zusammen. Die neuen Regelungen werden weiter brutale Konsequenzen für People on the Move haben. So sollen ankommende Menschen (falls nicht direkt gepushbacked) direkt in Lager inhaftiert werden, wo in 12 Wochen in einem Schnellverfahren geprüft wird, ob ein Asylverfahren für die jeweilige Person möglich ist. Wenn nicht, wird direkt abgeschoben. Ermöglicht wird das u.a. mit der „Fiktion der Nicht-Einreise“, das heißt die Lager werden als „Transitzonen“ erklärt und sind damit kein Teil eines Staatsgebietes. Somit kann auch kein Asylantrag gestellt werden. Das soll für alle Menschen aus angeblich „sicheren Drittstaaten“ gelten bzw. für alle, die über solche in die EU kommen. Kriterien für die Drittstaaten werden massiv gesenkt und auch Teilgebiete eines Staates sollen ausreichen. Für eine Abschiebung reicht auch eine willkürliche Verbindung von abgelehnten Asylantragsteller:innen in den jeweiligen Drittstaat, die von den EU-Mitgliedstaaten definiert wird. Wichtig ist nicht der Grund der Einreise, sondern die Route, über die die Menschen gekommen sind. Somit können prinzipiell alle Menschen inhaftiert werden, denn die Verhinderung der Einreise und die Abschiebung stehen an erster Stelle. Pushbacks und Gefängnislager, in denen es nicht mal eine Grundversorgung gibt, werden weiter normalisiert. Für die Abschiebungen sollen weitere Abkommen mit diktatorischen Staaten geschlossen werden. In einer Reform des Schengener Grenzkodex soll die Kontrolle der Binnengrenzen weiter verschärft werden, wenn People on the Move politisch „instrumentalisiert“ werden. Auch das definieren die EU-Mitgliedstaaten. Somit werden Pushbacks faktisch erlaubt. Mit der Reform des EURODAC-Systems wird die Überwachung von People on the Move durch Datensammlung und -speicherung ausgebaut. Sollten People on the Move durch alle Repressionen kommen, dürfen sie trotzdem nicht selbst entscheiden, wo sie hinreisen möchten. Die Dublin-Verordnung bleibt bestehen. Wollen EU-Länder Menschen nicht aufnehmen, können sie sich freikaufen. Die Gelder sollen auch in die Aufrüstung der Außengrenzen fließen. Potenziell nimmt also kein Land Menschen auf, sondern investiert weiter in die Aufrüstung der Grenzen und andere repressive Maßnahmen. Auch wenn die neuen Regelungen noch vom EU-Parlament beraten werden müssen, ist davon auszugehen, dass die Neuerungen größtenteils so umgesetzt werden. Es zeigt sich einmal mehr der kapitalistische, rassistische und tödliche Charakter von Grenzen, von Staaten und der EU.

Quellen: consilium.europa.eu phoenix.de proasyl.de dielinke-europa.eu rav.de labournet.de

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