Ventimiglia durchqueren seit Sommer 2015, dem so genannten Sommer der Migration, viele Menschen, die hoffen über Italien in der EU anzukommen oder diese zu passieren.
Jedoch stellt das ein schwieriges Unterfangen dar. Den italienischen Grenzschützer*innen liegt meist nicht viel daran, Menschen am Grenzübertritt nach Frankreich zu hindern. Doch der französische Staat scheut keine Mühen, sich vor Menschen, die auf der Suche nach einem sicheren Raum und einer Perspektive für ihr Leben sind, zu schützen. An den Grenzpunkten von Italien nach Frankreich, ob an der Autobahn, dem Seeweg oder an der grünen Grenze fangen Militär und Grenzbeamt*innen Personen ab, die keine oder die falschen Dokumente mit sich führen.
Selbst im Inland greifen Polizist*innen im Umkreis bis Nizza oder Marseille noch Menschen auf und unterziehen sie rassistischen Kontrollen, um sie dann wieder nach Italien zurück zu schaffen.
Von diesen Umständen betroffen, müssen People on the move sich auch noch mit Wohnungslosigkeit auseinander setzen.
In dem touristischem Ferienort Ventimiglia passt natürlich der Kontrast von Armut und dem Leben auf der Straße nicht in das Stadtbild. Und doch sind in und um den Stadtkern Orte zu finden, an denen sich Menschen ohne Wohnung zurückziehen und soweit es geht arrangieren.
Ein Ort, den wir bereits kennengelernt haben, ist ein verlassenes Betriebsgelände, weit ab vom Kern der Stadt. Wie bereits berichtet, ist dies jedoch ein Ort, der stets von Repressionen betroffen ist und immer wieder von Eigentümer*innen und Polizei geräumt und verschlossen wird. An diesem Ort finden sich unter entsprechenden Umständen bis zu 100 Personen ein. Der Platz ist gezeichnet von Essensabfall, Textilmüll und Fäkalien. Es herrscht ein stetiges Kommen und Gehen und er kann sicherlich nicht als sicherer Ort betrachtet werden.
Steht mensch an diesem Ort, sind in die eine Himmelsrichtung eine schöne Bergkulisse zu betrachten und auf der anderen Seite unzählige Villen, Einfamilienhäuser und Ferienwohnungen.
Ein absurder Anblick und kaum real zusammen zu bringen.
Mit ähnlichen Eindrücken können wir von einem weiteren Schlafplatz berichten.
Am Strand, der sich parallel zum Zentrum mit Theater, Cafés und Geschäften befindet, suchen viele People on the move eine Möglichkeit zum Schlafen. Da es am Meer immer windig ist und auch meist kälter, stellt das jedoch eine Herausforderung dar. Wir treffen viele Menschen, die wir vom Parkplatz der Via Tenda kennen, auf und unter Terassen von gerade ungenutzten Cafés und Restaurants wieder. Dort verbringen sie die Abende und die Nacht mit dem Rauschen des Meeres, dass bei einigen Menschen sicherlich traumatische Erinnerungen hervor ruft. Und ironischer Weise ist der Blick nach Frankreich uneingeschränkt möglich.
Auch hier sind Berge von Müll zu finden, zum Teil von der Überschwemmung im vergangenen Oktober, zum Teil zeichnen sie die Wege der vielen Menschen nach, die diesen Ort schon genutzt und wieder verlassen haben.