Ich sitze hier und drehe Zigaretten. Auf diesem Parkplatz im Oktober. Ich gehöre dazu und doch eigentlich nicht. Es ist nicht mein Ort, doch der Ort für alle die keinen anderen haben. Der Ort an den alle kommen die weg wollen. Da wo manche länger bleiben und andere schneller gehen. Je nachdem wie gut du das Spiel spielst, wird er dein Zuhause ohne Haus. Ohne Wärme und ohne Schutz. Alle ernähren sich von Hoffnung.
Das kleine bisschen Rest was noch übrig ist. Mal mehr durch andere Geschichten, dann wieder weniger durch die nächtliche Realität. Wenn die Schriften auf den Uniformen im Mondlicht leuchten und du weißt, dass du es nicht geschafft hast, dass du wieder zurück musst. Wenn das Schreien im Kopf und um dich rum wieder laut wird und das Zweifeln wieder beginnt. Es dreht sich und beginnt immer wieder von neuem.
Dabei suchst du nur die Stille. Die Tür zum zumachen, das Bett um endlich schlafen zu können.
Und ich sitze hier und drehe Zigaretten. Du kommst dazu und setzt dich zu mir. Du sprichst mit mir, doch ich verstehe deine Sprache nicht. Ich spreche und du verstehst meine Sprache nicht. Doch du bleibst dabei.
Sprechen gegen die Hoffnungslosigkeit. Ich höre dir zu und folge dem Klang deiner Stimme, nur um festzustellen das ich doch nichts weiß. Ich gebe dir eine Zigarette, du lachst und redest weiter. Es macht dir nichts aus, ob ich dich verstehe oder nicht. Nicht an diesem Ort. Ich höre zu und drehe Zigaretten. Unsere Welten so verschieden, treffen aufeinander an diesem Ort und berühren sich für einen kurzen Moment.
Ohne einander zu verstehen, verstehen wir doch, dass es ein guter Moment ist um hier zusammen zu sitzen.
Ich sitze hier und drehe Zigaretten. Du bist da am Tisch und trinkst Tee. Wie jeden Tag. Die Augen jeden Tag ein wenig müder. Die Fragen und Antworten jeden Tag die selben. So wie die Tage anfangen in Monotonie, so enden sie auch. Gefangen zwischen bleiben und gehen. Nichts ist selbstgewählt. Das war es noch nie. Doch du lachst und machst Witze über das Leben. Hinter deinen Witzen blitzt die Verzweiflung. Die Depression über den Zustand deiner Situation. Deine Freundin an deiner Seite ist alles was dir bleibt. Das
Leuchten in deinen Augen wenn du sie betrachtest und dir Sorgen um sie machst hält dich am Leben. Die Nächte zu Dunkel und Kalt zum schlafen der Tag zu laut. Und das alles seit Jahren. Es hinterlässt seine Schatten in deinen Augen. Doch du zuckst mit den Schultern und weißt das es weitergeht. Auf der Suche nach der Ablenkung von der Monotonie und dem Kämpfen gegen die Gedanken um alles.
Ich sitze hier und drehe Zigaretten. Du ertränkst dich. Die Realität scheint zu schwer, als das du sie nüchtern ertragen könntest. Die anfängliche Euphorie wird schnell abgelöst durch die Gleichgültigkeit. Jeder Schluck bringt dich dem Abend näher. Lässt die Zeit etwas schneller vergehen und tötet einmal mehr die gradlinigen Gedanken die an dir nagen. Die Abstände unseres Zusammentreffens werden kürzer gemessen daran, wie
deine Flaschen leerer werden. Du lachst und freust dich über den Genuss der Zigarette zu deinem Bier.
Später verändert sich die Farbe deines Getränks und wird klar. So wie dein Zustand sich verändert. Bis deine Füße dich nicht mehr tragen können. Der Tag war gut wenn er schnell verging. Auch wenn du dich morgen nicht mehr erinnern kannst.
Ich sitze hier und drehe Zigaretten. Der Regen rinnt an meiner Jacke herunter und macht es fast unmöglich das Paper zu überreden sich nicht sofort in nichts auzulösen. Mit dem Regen kommt die Kälte. Sie kriecht die Beine hoch und beißt sich an deinen Klamotten fest. Durch die Risse an deinen Schuhen kriecht die Nässe mit der Kälte in deine Füße und lässt dich zittern. Das Feuer aus Plastik spendet ein bisschen Wärme doch raubt dir die Luft zum atmen. Du wählst die Wärme und hustest. Der Müll schwimmt an dir vorbei und
bunte Farben spiegeln sich auf den Pfützen. Der Wind pfeift und bläßt dir den Plasterauch ins Gesicht. Wir rauchen zusammen und dir fällt die Zigarette fast aus der Hand, als der nächste Windstoß dich zum zittern bringt.
Noch sitze ich hier und drehe Zigaretten. Der Beton unter meinen Füßen ist kein Ort zum leben. Aber leben will hier auch kein Mensch. Nur geht es nicht darum was wir wollen. Die Welt wie wir sie kennen, ist nicht dazu angelegt sich an unseren Träumen zu orientieren. Die Linien auf der Landkarte bestimmen den Alltag, die Last der Vergangenheit liegt schwer auf den Herzen. So verschieden unsere Realitäten sind, sind wir doch durch den Ort in diesem Moment verbunden. Dadurch nicht wegsehen zu wollen und nicht weiter zu
kommen. Ich habe es gewählt hier zu sein, du nicht. Ich kann jederzeit gehen und wählen wohin, du nicht.
Doch in diesem Moment treffen wir uns hier auf die Länge einer Zigarette, eines Gespräches und eines Lächelns.