Nach einer langen schlaflosen Fahrt sind wir vor ein paar Tagen in Ventimiglia angekommen.Beim ersten Durchqueren der Stadt hatte ich das Gefühl nie weg gewesen zu sein. Nach etwas Zeit zum Organisieren, neuem Kennenlernen der Gruppenmitglieder ( manche sind dieses mal nicht mitgefahren, andere sind dazugekommen) und Wiederreinkommen, ist der Alltag nun für mich gefühlt wie im Frühjahr. Doch um uns herum hat sich durchaus etwas verändert. Der Borderpoint existiert nicht mehr wie zuvor, das rote Haus wird nicht mehr zum Schlafen benutzt (nach der Räumung im April), es gibt so gut wie keine Chance mehr, dass people on the move mit dem Zug nach Frankreich gelangen, da die Cops Sie schon in Ventimiglia behindern. Gefühlt sind weniger Aktivistis vor Ort, doch uns begegnen immer wieder bekannte Gesichter, auch auf der Via Tenda /distribution place, an dem wir wieder jeden Tag unsere Struktur bestehend aus Medibus, Infobus (Wlan, Strom) und Essen und Tee / Kaffee aufbauen. Die letzten Tage waren erstaunlich ruhig, es sind wenige Menschen zumindest tagsüber hier (30-50). Abends nimmt es meistens zur Essensausgabe zu (50-100). Viele Menschen schlafen nun unter der Brücke direkt am Platz, wo früher auch ein Camp war. Das ist nicht ungefährlich, da auch in Italien zu dieser Jahreszeit oft Hochwasser und Überflutungen auftreten und die Brücke direkt neben dem Fluss liegt. Viele people on the move nehmen unsere Struktur gerne an und verbringen ihren Tag mit einem Getränk neben ihrem ladenden Handy. Unser Mediteam hat viel zu tun, das nächste Krankenhaus liegt selbst mit dem Bus über 30 min entfernt und viele people on the move müssen lange warten bis sie eine oft unzureichende Behandlung dort bekommen. Gut beschäftigt sind auch die RaucherInnen unter uns, die meistens bis zu 100 Zigaretten am Tag drehen um der Nachfrage gerecht zu werden. Unser Küchenteam kocht derzeit deutlich weniger als letztes Mal. Neben dem täglichen Mittagessen, was wir auf dem Platz ausgeben, drehen wir am Abend unsere Runden durch die Stadt, um all den Menschen, die abends nicht zur Essensausgabe zum Platz kommen können, eine Mahlzeit in die Hand geben zu können. Da der Borderpoint geräumt wurde (AnwohnerInnen haben sich beschwert und die Cops gerufen) und Kesha Niya (Gruppe aus Aktivistis vor Ort) dort keine Möglichkeit mehr hat zu kochen, wollen wir in den kommenden Tagen auch da hinfahren um Essen zu verteilen. Ansonsten fahren wir den Squat/ rotes Haus an, sowie den Strand, den Bahnhof und Plätze in der Stadt. Wir freuen uns darauf, dass in den nächsten Tagen noch mehr Gruppenmitglieder ankommen, da wir dann mehr Kapazitäten haben werden um uns auch anderen Aufgaben wie Bordermonitoring und Öffentlichkeitsarbeit widmen zu können und auch die bestehenden Gruppen hier mehr zu entlasten.
An dieser Stelle geht ein großes Danke an alle raus, die uns materiell, finanziell oder emotional und solidarisch unterstützen.